Schulhaus Allmend, Zürich Manegg, 2016-2017 

In einem ehemaligen Industriegebiet zwischen der Autobahn A3 und der Sihl entsteht der neue Stadtteil Greencity. Auf diesem Areal werden künftig 3'500 Personen arbeiten und ebenso viele wohnen. Die Stadt Zürich plant ein neues Schulhaus für die Primarschule, die Heilpädagogische Schule und den Kindergarten. Für eine bessere Wegvernetzung ist zudem die Fussgänger-Passerelle Haspelsteg vorgesehen, die das Trassee der Sihltalbahn sowie die Manegg- und die Allmendstrasse überquert. Das gesamte Vorhaben ist in einem offenen Projektwettbewerb ausgeschrieben worden, an dem sich knapp hundert Architekturbüros beteiligten.

Entspannung der Freiraumstruktur 

Die hohe Dichte von Greencity liegt bereits dem städtebaulichen Leitbild zugrunde. Ursprünglich ist bei der zu planenden Schule auf dem Baufeld B5 noch vom Erhalt und der Umnutzung der zwei bestehenden Industriebauten ausgegangen worden. Der Ausgestaltung der zugehörigen Aussenräume mussten unkonventionelle Spielräume zugesprochen werden, weil der Fussabdruck der beiden Gebäude Freiräume im Erdgeschoss beinahe verunmöglichte.

In der neuen Ausgangslage stellte sich die Frage nach maximaler Kompaktheit und angemessenem Freiraum für die Greencity erneut. Mit dem letzten Puzzleteil besteht die Chance, auf der Nordseite ein freiräumliches Pendant zum südlichen Spinnereiplatz zu schaffen, die Ost-West-Anbindungen des neuen Quartiers zu stärken und seine hohe Dichte und Geschlossenheit zu öffnen und räumlich zu entspannen.

Volumenstellung schafft Quartiereinbezug

Ein einfach geschnittener, kompakter Baukörper reiht sich in die kräftige Volumengliederung des Areals ein. Er schliesst den langgezogenen Maneggplatz und schafft rückwärtig einen attraktiven Freiraum. Dieser bildet eine angemessene Zäsur zum hohen Nachbarsgebäude. Vor allem aber unterstützt der Freiraum die Verknüpfung der westseitigen Areale zur Greencity auf stadträumlicher Ebene: Die Haspelstrasse wird damit zur gleisübergreifenden Sichtachse, und die Passerelle Haspelsteg findet einen präzis platzierten und gut auffindbaren Ort.

Der öffentliche Charakter der neuen Aussenanlage soll die Quartierbewohner zur Mitnutzung einladen. 

Robuste Gelassenheit der Architektur 

Die Architektur ist durch das einfach rhythmisierte Raster einer Betonstruktur geprägt. Der Einsatz von hellen Sichtbacksteinen in den Brüstungen verstärkt den robusten Ausdruck und erinnert an die industrielle Vergangenheit des Sihltals. Sie ist somit auch eine Reminiszenz an die funktionale Eleganz der beiden abgebrochenen Industriebauten.

Mit den gezielten Einschnitten der Pausenterrassen von Primarschule und Kindergarten gewinnt das Volumen an Plastizität und Tiefe. Zusammen mit der vorgelagerten Tribünentreppe wird eine starke Identität der Stirnfassade aufgebaut. 

Verbindende Vertikalität im Innern 

Die den Funktionen folgende, horizontal geschichtete Nutzungsgliederung des kompakten Baus sorgt für eine einfache Orientierung und kurze Wege. Durch den offenen Lichthof schlängelt sich eine zweigeschossig versetzte Treppenfigur empor. So entstehen interessante diagonale Sichtbezüge über die Geschosse hinweg, die zu einer gestärkten Zusammengehörigkeit beitragen.

Alle Räume, die auch für die Öffentlichkeit nutzbar sind, befinden sich im Erd- und im Untergeschoss. Turnhalle, Mehrzweckraum und Mensa gruppieren sich einsehbar um die Eingangshalle.

    

Im 1. Obergeschoss befinden sich die Spezialräume für Handarbeits-, Werk- und Musikunterricht und die Bibliothek. In diesem untersten der „rein schulischen“ Geschosse sind die Ausgänge über die Pausenterrasse zur Aussenanlage angeordnet. So wird die Eingangshalle während der Pausen entlastet, und der Pausenweg kann innerhalb des Schulareals erfolgen. Über alle Geschosse der Schule ermöglicht eine einfache Zonierung von Struktur, Tragwerk und Fassade eine hohe Flexibilität für räumliche Neueinteilung und Umnutzung. Der etwas intimere, akustisch abgetrennte Personal- und der Kindergartenbereich im 4. Obergeschoss erhalten einen direkten Zugang auf die grosszügige, teilgedeckte Dachterrasse.

Projektinformation

 

Auftrag:

Amt für Hochbauten der Stadt Zürich

 

Offener Projektwettbewerb, 2016-2017

3. Preis

 

Mitarbeit 10:8 Architekten:

Fabian Willi, Rebekka Marxer, Vladimir Votava

Georg Rinderknecht, Katrin Schubiger, Jürg Senn

 

Projektpartner:

dsp Ingenieure & Planer AG