Schutzunterstand für ein Krokodil 2020 

Das «Krokodil» der SBB gehört zu den bekanntesten Elektro-Lokomotiven weltweit. Für den Gütertransport über den Gotthard konzipiert, wird sie vor 100 Jahren erstmals in Betrieb genommen und steht bis in die 1970er-Jahre im Einsatz. Die Entwicklung und Fertigung des legendären Schienengefährts erfolgt an den damals wichtigen Industriestandorten Winterthur und Oerlikon. Auf dem ehemaligen Gelände der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) kann nun eines der wenigen noch verbleibenden Exemplare besichtigt werden.

Komplexer Prozess, einfache Konstruktion

Von der ersten Idee bis zur Projektumsetzung braucht es beinahe 10 Jahre. Insbesondere die juristischen Abklärungen und die Finanzierung stellen den «Verein Oerlikon Industriegeschichten» vor grosse Herausforderungen. Unter der Bedingung, die Lokomotive vor Witterung und Vandalen zu schützen, kauft er schliesslich das Krokodil zu einem symbolischen Preis von der SBB Historic und beauftragt unser Büro mit dem Entwurf für einen Schutzunterstand. 2017 wird die Lokomotive, welche zuvor viele Jahre in Erstfeld unter freiem Himmel stand, für eine aufwändige Sanierung nach Biel transportiert.

 

Der Unterstand mit seinen charakteristischen Y-Stützen ist ein einfacher Stahlbau, der mit hochfestem Maschendraht und stirnseitig mit Glasfronten ausgefacht ist. Damit auch die Pantographen gut sichtbar werden, ist er mit lichtdurchlässigen Wellplatten eingedeckt. Auf der strassenabgewandten Seite lässt sich die Hülle mit einem Schiebetor über die gesamte Höhe öffnen. Das Thema «Gotthard» wird mit dem Gotthardrelief in der Bodenplatte sowie mit den Kiefern berücksichtigt, die erst im Herbst gepflanzt werden können.

Ein Projekt für die Öffentlichkeit

Wie gross das öffentliche Interesse an der legendären Lokomotive ist, zeigt sich an der überraschend grossen Zahl Schaulustiger am 15. Juni 2020. An diesem Tag wird das Krokodil auf einem Tieflader vom Bahnhof Seebach durch das Quartier transportiert und an der Birchstrasse 156 mittels Schienenrampe Zentimeter für Zentimeter in sein Gehege geschoben. 

 

Die offizielle Einweihung findet Ende Oktober 2020 statt. Informationen zur Geschichte des Krokodils, zum Verein und zu den beteiligten Firmen und Donatoren können dann auf einer interaktiven Video-Stele abgefragt werden. Auf Anfrage kann das Gehege geöffnet und das Krokodil 1:1 besichtigt werden. 

 

Für Finanzierung und Unterhalt des Projekts ist der Verein Oerlikon Industriegeschichten nach wie vor auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Projektinformation

 

Direktauftrag:

Verein Oerlikon Industriegeschichten

 

Standort:

Birchstrasse 156, Zürich-Oerlikon

 

Mitarbeit 10:8 Architekten:

Jürg Senn, Katrin Schubiger, Georg Rinderknecht

 

Projektpartner:

Gregor Schlup GmbH, Architekt Würenlos

Conzett Bronzini Partner AG, Ingenieure Chur